Hallo ihr Lieben,
da sich einige von euch nach meinem letzten Blogpost über japanisches Essen mehr Informationen über Japan gewünscht haben, erzähle ich euch dieses Mal von meiner Zeit in Tôkyô. Falls euch übrigens mal bei Recherchen über Japan die Stadt " Edo " über den Weg läuft, das ist der Name Tôkyôs bis zum Jahr 1868.
Während meines einjährigen Studiums in Japan hatte ich im Herbst die Gelegenheit Japans Metropole Nummer eins zu besuchen. Nur im Unterschied zu meiner ersten Reise nach Japan im Jahr 2009, konnte ich dieses Mal bei meiner japanischen Freundin Mami wohnen, die mir ihre Stadt zeigte.
Von Mamis Wohnung, auf dem Weg zum Bahnhof sind wir an einem schönen Schrein vorbei gekommen. Da wir noch einige Momente Zeit hatten, habe ich einige Fotos geschossen.
Ich kann nur empfehlen, sich in Japan Schreine oder Tempel in Vororten oder außerhalb der Zentren anzusehen. Ohne die vielen anderen Besucher lässt sich die besondere Atmosphäre dort noch viel besser genießen.
Diese Namenstafel hat mich besonders beeindruckt.
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Am 15. November ist ein besonderer Feiertag in Japan, der shichi-go-san -Tag, an dem man die siebenjährigen (7= shichi ), fünfjährigen (5= go ) und dreijährigen (3= san ) Kinder feiert. Wenn der Tag auf einen Wochentag fällt, feiert man am Wochenende darauf.
Die Kinder werden am Shichi-go-san von ihren Eltern und oft auch von den Großeltern zum Shintoschrein des Ujigami der Ahnengeister der Familie begleitet. Die Kinder sind zu dieser Gelegenheit in Kimono (bei den Mädchen) und Hakama (bei den Jungen) gekleidet. Am Schrein wird dann aus Dankbarkeit für das bisherige Glück und für zukünftige Gesundheit und Sicherheit gebetet. Zudem ist es Sitte, den Kindern rot-weiße Zuckerstangen namens chitose-ame (千歳飴; wörtlich “Tausend-Jahr-Bonbon”) zu kaufen.
Das Shichi-go-san entstand vermutlich aus der Vermischung verschiedener Übergangsriten aus der Adelsschicht und dem Samurai-Stand, die den Übertritt des Nachwuchses vom Alter des Kleinkindes in das des Kindes markierten.
Die Kinder sehen an diesem Tag wirklich allerliebst aus und ich konnte mich gar nicht entscheiden, ob ich die Mädchen, oder die Jungen niedlicher fand. Die Kimono werden jedoch auch oftmals für dieses Fest geliehen, da auch solche Kinder-Kimono sehr teuer sind. Es gibt aber auch Familien, in denen die Kimono weitervererbt werden und die Kinder zum Beispiel den Kimono der älteren Schwester anziehen. Auch wenn sich nicht alle Verwandten für dieses Fest in Kimono und Hakama hüllen, ist es trotzdem ein Tag, an dem sich die ganze Familie schick macht, um sich zum Schrein der Ahnen zu begeben. Wir hatten das große Glück den shichi-go-san-Tag am Meiji-Schrein zu erleben, einem der bedeutensten Schreine in Japan, in dem die Seelen des verstorbenen japanischen Kaisers, des Meiji-Tennô, und seiner Frau eingeschreint wurden.
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Ein ganz besonderer Tag war es wohl für diese beiden, die sich im Meiji-Schrein auf japanische Art vermählten. Der Hochzeitskimono der Frau ist so teuer, dass er meist für “nur” einige tausend Euro geliehen wird. Die Haube, die sie trägt heißt watabōshi und hat eine ganz spezielle Bedeutung: Sie soll die “Hörner der Eifersucht” verdecken. Viele Paare heiraten heutzutage sowohl traditionell japanisch, als auch westlich im weißen Hochzeitskleid.
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Der wunderschöne Weg zum Meiji-Schrein. Wenn ihr in Tôkyô seid, lasst ihn euch nicht entgehen.
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Doch genug von Kimonos, kommen wir zum zweiten Thema meiner Überschrift: Hachikô .
Einige kennen Hachikô möglicherweise als amerikanischen Film, andere wissen um die tatsächliche Geschichte dahinter. Für alle anderen möchte ich noch einmal kurz erzählen, weshalb heute im Stadtviertel Shibuya inmitten Tôkyôs eine Statue eines japanischen Akita -Hundes mit dem Namen Hachikô steht.
1924 nahm sein Besitzer, ein Universitätsprofessor, Hachikô mit nach Tôkyô. Von da an holte der Hund jeden Tag sein Herrchen vom Bahnhof Shibuya ab. Als der Professor 1925 starb, zog seine Witwe aus Tokyô fort. Hachikō wurde zu in der Stadt lebenden Verwandten gegeben, riss jedoch von dort aus und kam weiterhin jeden Tag zu einer festen Zeit zum Bahnhof, um auf sein Herrchen zu warten. Während Hachikō in den ersten Jahren auf dem Bahnhofsgelände eher als Störenfried betrachtet und nur stillschweigend geduldet wurde, richtete ihm 1928 ein neuer Bahnhofsvorsteher sogar eine kleine Ruhemöglichkeit ein. Im gleichen Jahr erkannte ein früherer Student des Professors den Hund zufällig wieder. Als er herausfand, dass Hachikō einer von nur noch etwa dreißig reinrassigen Akita-Hunden war, begann er sich näher für Hachikōs Geschichte zu interessieren und schrieb mehrere Artikel darüber.
1932 machte die Veröffentlichung eines dieser Artikel in einer Tokyoter Zeitung Hachikō in ganz Japan bekannt, und er wurde schon zu Lebzeiten zum Inbegriff des treuen Hundes. Die Achtung vor Hachikō fand ihren Höhepunkt in der Errichtung einer Bronzestatue an der Westseite des Bahnhofs im Jahr 1934, deren Einweihungszeremonie auch Hachikō beiwohnte. Als Hachikō am 8. März 1935 tot in einer Straße in Shibuya gefunden wurde,nachdem er fast zehn Jahre lang auf sein Herrchen gewartet hatte, meldeten die Medien landesweit seinen Tod.
Es gibt wie gesagt sogar einen Flm über diese Geschichte mit Richard Gere. Warum man aber so eine japanische Geschichte nach Amerika transportieren muss, mit einem amerikanischen Hauptdarsteller, nur um daraus einen Hollywood-Film zu machen, kann ich nicht verstehen.
Bis heute ist die Hachikô-Statue aber ein beliebter Treffpunkt in Shibuya und fast alle kennen Hachikô.
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Apropo Shibuya...vielleicht kennen einige von euch die große Kreuzung in Shibuya? Sie ist durch Filme wie “Fast and Furiuos Tôkyô Drift” ziemlich bekannt für ihre riesigen Menschenmassen geworden, die scheinbar völlig geordnet eine große Straße überqueren.
So sieht es aus, wenn die Ampeln auf rot sind.
Und so sieht es aus, wenn sie auf blau schalten. (In Japan werden Ampeln nicht grün, sondern blau.) Es ist wirklich ein Phanomen, obwohl ich sagen muss, dass es auch nicht völlig geordnet zugeht. Man wird schon manchmal ein bisschen angerempelt, aber das ist nicht so tragisch. Aber in so einer Masse von Menschen zu laufen macht Spaß.
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Shibuya war natürlich aufregend, aber eigentlich liebe ich in Tôkyô besonders die Orte, in denen man die Weite der Stadt erahnen kann und trotzdem einen Moment der Ruhe findet.
So wie im Park des kaiserlichen Palastes, den man auf diesem Foto von außen sieht.
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Natürlich muss man sich zwischendurch stärken und wie ich schon verraten habe, liebe ich japanische Ô-Bentô .
Grüntee aus dem Automaten, Ô-Bentô, Stäbchen und Tüchlein für danach.
Wieder einmal ein herbstliches Ô-Bento.
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Meine Lieblingsjahreszeit in Japan ist der Herbst. Ich weiß, die meisten können sich eine Japanreise ohne Kirschblütenfest Hanami fast gar nicht vorstellen. Ich habe mich aber in den japanischen Herbst mit seinen roten Ahorn- und Kakiblättern verliebt.
Außerdem ist das Wetter im November bei über 20° Grad oft noch schöner als im März oder April, wenn die Kirschblüten blühen, es aber noch sehr kühl sein kann.
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Ich hoffe, dieser kleine Einblick hat euch gefallen. Ich habe mich bemüht, einige Bilder und Erlebnisse zu beschreiben, die sich etwas von dem unterscheiden, was ihr in jedem Reiseführer finden werdet. Es gibt natürlich noch sehr viel über Tôkyô zu erzählen und noch viel mehr in Japan zu erleben.
Falls ihr einmal nach Japan reisen wollt, würde ich euch neben den bekannteren Metropolen Tôkyô und Kyôto besonders die alte Hauptstadt Nara ans Herz legen. Und wenn ihr mehr Zeit nach Japan mitbringt oder weniger beschrittene Wege erkunden wollt - besucht die südlichste Insel Kyûshû!
Vielleicht kennt ihr euch aber auch schon in Japan aus, dann würde mich interessieren, wo es euch am Besten gefallen hat oder was euer Lieblingsplatz speziell in Tôkyô ist.
Ganz liebe Grüße,
Lee
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P.S. ^_~