Die letzten Tage waren für mich unerträglich heiß. Ich liebe den Herbst und den Winter. Im Frühling und im Sommer leide ich an Heuschnupfen, ich schwitze viel, ich schlafe kaum und hinzu kommen noch meine Sommer-Komplexe. Am Samstag waren es draußen 37°C und ich habe mich trotzdem aus dem Haus getraut. Nach den ersten 30 Metern gab es ein großes Softeis. Dann führte mich mein Weg zur Dresdner Heide, um mich dort in der Prießnitz abzukühlen. Jeder Gang in der Sonne war Folter. Die Dresdner Heide bietet nicht nur diesen kühlen Bach, sondern auch viel Schatten und Ruhe. Das waren einige Stunden, die sogar ich genießen konnte. Was natürlich noch fehlt, wenn man seine Füße ins Wasser taucht, ist ein gutes Buch. Mein letzter Beitrag hat so viel Anklang gefunden, dass ich mich dazu ermutigen konnte einen weiteren zu schreiben. Nun möchte ich euch zwei weitere Bücher kurz vorstellen. Dabei wähle ich immer ein relativ aktuelles Werk und ein älteres aus. In meiner Schulzeit konnte man mich mit einigen Büchern echt jagen, aber bei wiederholtem Lesen, gerade ohne diesen Gedanken ein Buch für die nächste Schulstunde zu lesen, weil ein Test ansteht, sind mir viele Dinge viel klarer geworden und einige von diesen mir verhassten Büchern haben mich schlussendlich doch noch in ihren Bann gezogen.
Der Fall Collini von Ferdinand von Schirach (2011)
Da ich nach meinem ersten Beitrag erfahren habe, dass einige unter euch die dicken Schwarten meiden, habe ich mir ein Buch zur Hand genommen, welches nicht viel Mühe und Zeit beansprucht. "Der Fall Collini" von Ferdinand von Schirach erzählt vom Anwalt Caspar Leinen, welchem zufällig die Pflichtverteidung für den Italiener Fabrizio Collini, welcher den Großvater seines besten Freundes in einem Berliner Hotel erschoss, zu fällt. Die Verteidigung kommt zunächst nur schleppend voran, da das Motiv unklar ist. Collini arbeitete 34 Jahre beim Daimler als Werkzeugmacher und hat sich bisher nichts zu Schulden kommen lassen. Das Opfer galt als freundlicher Mann und hatte sichtlich keine Feinde. Die Auflösung der Frage, wie ein Mann wie Collini zu einem brutalen Mord imstande war, ist für alle Beteiligten des Gerichts überraschend und schockierend. (193 Seiten)
Fabian von Erich Kästner (1931)
Für einige unter euch, die etwas anspruchsvollere Lektüre mögen, habe ich "Fabian. Die Geschichte eines Moralisten" von Erich Kästner gewählt. Seine Kinderliteratur ist den meisten bekannt. Erich Kästners satirisches- und gesellschaftskritisches Werk "Fabian", welches erst den passenden Titel "Der Gang vor die Hunde" trug, erzählt vom 32-jährigen Jakob Fabian, der sich in die unterschiedlichsten Mileus Berlins begibt und dem sukzessiven moralischen Verfall der Gesellschaft zusieht. Der 1931 erschienene Roman zeigt deutlich die prekären Zustände zur Zeit der späten Weimarer Republik auf. Der Protagonist Jakob Fabian kann und will sich seinen Zeitgenossen nicht anpassen. Er selbst ist ein Moralist und hegt den Wunsch nach einer Verbesserung der Menschen ohne jegliches Eingreifen in das System. In seiner Umgebung nimmt er wahr, dass das unmoralische Verhalten seiner Mitmenschen stetig zunimmt. Ganz anders ist sein Freund Labude, welcher sich politisch engagiert, um der Verbesserung der Menschheit einen Schritt näherzukommen. Doch dieser kann sein Ziel nicht weiterverfolgen. Er begeht Suizid als er erfuhr, dass seine Habilitationsschrift angeblich abgelehnt wurde. (256 Seiten)
Viel Spaß und bis bald, mulan91