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Generation „May be“ – oder die Frage, wie viel Freiheit wirklich frei macht

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Schon vor einiger Zeit las ich einen Artikel in der WELT, der über unsere unentschlossene Generation geht. „Eine Gesellschaft ohne Eigenschaften, ohne Plan, ohne Mut und ohne Biss.“ Wir sind hochqualifiziert ausgebildet, aber was wollen wir? Für was wollen wir kämpfen und was zeichnet unsere Zeit aus?

Ich las also diesen Artikel durch und dachte mir „Ja, meine Liebe, genau so sieht es aus. Der hat’s verstanden“.  Als Kind und auch auf dem Gymnsasium lebt man Tag für Tag – man plant seinen Geburtstag, die nächste Party am Wochenende und was man seinem Freund zu Weihnachten schenkt – Ziel: Erstmal das Abitur schaffen! (Danach hat man ja alle Möglichkeiten.)


Die Zeit rennt - sollen wir mitrennen?

Schneller als man „die Zeit vergeht“ sagen kann, nimmt man glücklich lächelnd das Abschlusszeugnis vom Schuldirektor entgegen, während Mama mit Tränen in den Augen Fotos macht.  Ziel: Im Idealfall endlich mit dem Studium oder der Ausbildung beginnen. Für die weniger Entscheidungsfreudigen (inklusive mir) tut sich eher erstmal ein riesiges Fragezeichen auf (man erkennt es schon auf oben erwähnten Foto) und unweigerlich steht man da, mit seinen vielen Möglichkeiten und soll sich entscheiden! Am besten noch gestern.


Aber es ist ja auch so: Man muss sich nicht sofort entscheiden. Viele machen zunächst ein freiwilliges soziales Jahr oder gehen eine Zeit ins Ausland. Erstmal was von der Welt sehen. Herausfinden, was man will. Und wenn das erste Studium nicht das Non-plus-ultra ist, dann kann man sich doch auch noch umentscheiden. Puh, was ein Glück. Man  weiß ja nie.


Und mein Leben so: Kannst du nun endlich jonglieren?

Menschen hängen ihr Leben an den Nagel, fühlen sich überrannt und nennen es „Burn-Out“ . Am Arbeitspensum kann es nicht liegen, denn früher wurde mindestens genau so viel, wenn nicht härter gearbeitet. Wir sind wie Jongleure – können eigentlich erst mit 3 Bällen jonglieren, sollen aber 15 Bälle jonglieren. Und keiner darf fallen. Wir leben in einer Zeit der rasenden Veränderung und klammern uns doch an das Bestehende.

Nie war Altes so cool. Alles ist plötzlich vintage. Oder retro. Wir wollen uns nicht gleich festlegen, suchen trotzdem aber nach Sicherheit. Wir wollen Lebenskünstler sein und denken wie Beamte, sagt der Autor Oliver Jeges.


Wo geht's hier nochmal zu "wünsch dir was"?

Lange habe ich über diese Thematik nachgedacht, aber so sehr ich der Meinung bin, dass zu viele Möglichkeiten nicht immer gut sind, sehe vor meinem innerem Auge ein kleines Männchen, das mich mit verschränkten Armen süffisant angrinst und sagt:  „Aber was ist denn die Alternative? Willst du, dass dir jemand genau vorschreibt, wann du was zu tun hast?“
Ich schüttle den Kopf. Nee, ist ja auch ganz schrecklich.

Ja, es ist richtig, wir sind die „Generation May Be“, wir sind die Generation „Ich schau mir das jetzt erstmal an und entscheide dann!“, aber dafür haben wir einen freien Geist, wir haben den Luxus, sich nicht sofort festlegen zu müssen, nicht sofort erwachsen sein zu müssen, auch mal umdrehen zu können.Wir haben mehr Zeit – und ist Zeit nicht das Wertvollste auf der Welt?

Schneewittchen


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