In einem Artikel las ich, dass Brüssel als eine der unspektakulärsten Städte Europas gelten soll und da mein Fernweh gerade sowieso wiedermal auf Hochtouren lief, beschloss ich, dieser Sache mal nachzugehen. Gesagt-Getan: Prompt plante ich einen Wochenendtrip in die Stadt, bei welcher einem sofort die NATO, die EU, Bürogebäude und Anzugträger in den Sinn kommen.
So machten wir uns zwei Wochen später auf den angenehm kurzen Weg von Düsseldorf nach Brüssel. Bereits nach den ersten fünf Minuten überraschte mich die belgische Stadt. Wir bahnten uns mit dem Auto den Weg zwischen riesigen Bürogebäuden und intergalaktisch aussehenden Bauten und Baustellen, bis wir an einer Kreuzung von einer farbenfreudigen dreadlocktragenden Hulla-Hupp-Tänzerin aufgehalten wurden. Brüssel, bist du das? Die Definition von "langweilig" hatte in meinem Wortschatz eigentlich eine andere Bedeutung... Gestärkt wurde dieser erste Eindruck durch die folgende Straßenkunst, welche uns im Herzen Brüssels erwartete..
Im Hotel angekommen, gönnten wir uns eine kleine Verschnaufpause, bevor wir uns mit fotofähigen Geräten planlos vor die Tür wagten. Ohne die geringste Orientierung liefen wir los und schon nach wenigen Minuten war mir klar, die Menschen, welche Brüssel als langweiligste Stadt Europas befinden, müssen die blindesten Europas sein. Neben wunderschönen Altbauten ragen spektakuläre Hochhäuser in den Himmel. Die Stadt wirkt dynamisch und die Menschen interessant.
Ein weiterer Punkt auf der ach-so-langweilig-ist-Brüssel-Liste ist definitiv Belgiens Comickultur. Lucky Luke, Tim & Struppi und viele andere bekannte Comicfiguren finden ihren Ursprung in Belgien. Und damit hält Brüssel auch nicht hinter dem Berg, denn von sämtlichen Hauswänden springen den Menschen rieeesige Comickunstwerke entgegen.
Aber auch die comiclose Kreativität der Brüsseler findet an jedem erdenklichen öffentlichen Ort eine Leinwand, so dass der verirrte Lauf durch die neue Stadt durchgehend für Entertainment sorgt.
Neben der ausgeprägten Streetart-Szene hat Brüssel noch mehr zu bieten. Im Regierungsviertel wird man überrascht von atemberaubenden, prunkvollen Gebäuden und zauberhaften Parkanlagen.
Nach stundenlangem Wandern & einer Tonne Fotos machten wir uns mit angehenden Fußschmerzen auf den Weg zurück ins Hotel, bevor wir uns, zu späteren Stunde, Brüssel bei Nacht anschauen wollten. Da wir beschlossen, am nächsten Morgen den Brüsseler Vintage-Markt zu besuchen und nachmittags auch noch weiter nach Antwerpen fahren wollten, entschieden wir, den Abend ganz gemütlich mit ein paar alkoholhaltigen Getränken und einem leckeren Essen ausklingen zu lassen.
Wiedermal ohne jeglichen Plan verließen wir das Hotel und fanden wie von selbst den Weg in die wunderschön erleuchtete Altstadt. Neben schöner Architektur und viel Streetart findet man im Viertel rund um den Place de Saint Géry kleine Cafés, exotische Restaurants und rockige Konzertclubs. Nach einem leckeren asiatischen Abendessen in einem überaus urigen Resaurant traten wir den Heimweg an und wieder einmal fielen mir die Brüsseler U-Bahnen ins Auge. Jede Station ist indiviuell gestaltet. Die U-Bahn-Stationen haben ihren ganz eigenen Charme...manche kaum fertiggestellt und dennoch beschallt einen den lieben langen Tag klassische Musik. Eine Eigenschaft, welche sehr schön, zu später Stunde, wenn man sich alleine in den großen Hallen herumtreibt, auch etwas befremdlich oder gar unheimlich wirken kann.
Nach einer eigentlich sehr erholsamen Nacht checkten wir früh aus und machten uns, diesmal mit Gepäck, Auto und Navi, auf Richtung Brüsseler Vintage-Markt, welcher sich ebenfalls Im Viertel um den Place de Saint Géry befindet. Der Markt erstreckt sich über mehrere Etagen einer alten Halle. Es gibt schöne Kleidung, Selbstgemachtes, leckeres Essen und einen Dj, welcher für die richtige Atmosphäre sorgt. Dank Kaufrausch, kam das Fotografieren leider etwas zu kurz. Trotzdem empfehle ich jedem einen Besuch dort! Dennoch konnte ich einige Eindrücke von dem Viertel dort festhalten. Zum Glück, denn es ist wirklich sehr besonders dort!
Im Anschluss machten wir uns sofort auf den Weg Richtung Antwerpen, ebenfalls eine sehr tolle, süße Stadt, die ich euch gerne auch noch zeigen würde, aber ich denke es reicht für's Erste. Mein Fazit dieses kurzen Trips ist, dass Geschmäcker anscheinend sehr stark variieren können, was jetzt selbstverständlich nichts Neues ist, durch diese Erfahrung allerdings wieder einmal bestätigt wurde! Für jeden, der kurze Ausflüchte aus dem Alltag liebt, dem es jedoch an Zeit mangelt, empfehle im Wärmsten einen Ausflug ins nahe, doch sehr spannende, Belgien!
Liebe Grüße
Eure Jana