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Rezept: Bom Dia, Brasil

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Mit 16 habe ich ein halbes jahr in Brasilien gelebt. Mein Vater wohnt immer noch dort. In der Nähe von Sao Paulo. Damals ist mir besonders das Essen in Erinnerung geblieben. Dort habe ich angefangen, ohne Fleisch zu leben. Man sagt ja, in Brasilien gibts das allerbeste Fleisch auf der Erde... Ok, das mag ja stimmen... Allerdings war ich damals in Morretes unterwegs - einer Kleinstadt mit zwei noch kleineren Supermärkten. Dort gab es genau 2 Wurstsorten und außer Gürteltier absolut kein frisches Fleisch. Und diese Wurst im Kühlregal war nicht ganz so lecker. In Brasilien isst man nämlich nur Mortadella und Mortadella. Und die schmeckt ähnlich wie holländische Tomaten - nach nix. Ich dachte mir dann, ich esse lieber Käse. Leider schmeckt der genauso wie Mortadella. Schade. 

 

Allerdings - das restliche Essen ist einfach nur lecker. Schön Bohnen mit Reis, Käsebollos (pao do queso, siehe Bild links), Maiskuchen (siehe Bild rechts) und Caipirinha (siehe Bild unten). Günstigen Cachaca könnt ihr übrigens im Supermarkt kaufen. Das Allerwichtigste beim brasilianischen Caipirinha ist der WEISSE Rohrzucker. 

  

Süßigkeiten kann man nicht gut essen, da platzen einem die Zähne. Sind wirklich sehr süß. Ok, wer auf Erdnüsse steht: Es gibt so gepresste Erdnussriegel. Schmecken wie Erdnussbutter, nur 10 mal so süß und staubtrocken. Aber trotzdem ganz lecker. 

 

Ich mache demnächst einen brasilianischen Abend für meine Freunde. In Deutschland gibt es einige Churrascarias... also Grills. Da dreht sich alles um Fleisch. Aber mal ehrlich: Das Fleisch ist hier nicht gut und komplett auf den Deutschen abgestimmt. Schön halbes Hähnchen, Leberkäse und Nürnberger Bratwurst (etwas übertrieben). Bei einer guten Churrascaria gibt es in Brasilien auch noch ein riesiges Buffet. Mit Sachen - das kann man sich gar nicht vorstellen. Es gibt dort einfach alles. Inklusive Aquarium in der Mitte. Hier: nix mit Sushi, Palmitos oder frischem Fisch... Hier gibt's Dosenmais, Frühlingsrollen, Dosenthunfisch, Krautsalat und Pommes. Wahnsinnig brasilianisch. 

 

Wenn ihr euch also für südamerikanisches Essen interessiert, dann macht's euch lieber selber. Ist günstiger, gesünder und schmeckt tausendmal besser. 

 
 

Original Feijoada:

3 Kasseler Koteletten

300g Kasseler dicke Rippe

300g Rippchen, geräuchert

200g Speck

1 brasil. Wurst, piao

1 Cabanossi, oder Mettenden

Evtl. etwas Trockenfleisch
600g schwarze brasil. Bohnen
1 große Zwiebel
2 Knoblauchzehen
3 Lorbeerblätter
1 Peperoncini, rot
Olivenöl
Salz & Pfeffer
Petersilie

Zubereitung

Die schwarzen Bohnen verlesen, in der Packung können sich manchmal kleine Steinchen verirren, und einen Tag vorher in einer Schüssel in Wasser quellen lassen. 

 

Am nächsten Tag die Bohnen abgießen, das Einweichwasser auffangen und zum Kochen bringen. Die Zwiebel, den Knoblauch und den Peperoncino klein hacken und in einem großen Topf mit Olivenöl anbraten. Wenn es leicht goldig ist, Lorbeerblätter und klein gehackte Petersilie, die Kasselerkoteletten, geräucherte Schweinerippchen, den durchwachsenen Speck in mittelgroßen Stücken und den in Teile gehackten Schweinefuß hinzufügen und alles einige Minuten leicht anbraten. Dann mit dem kochendem Wasser der Bohnen auffüllen, die angepiekten Paio und Cabanossi-Würste und das Kasseler Rippchen mit dazugeben und alles 30-40 Minuten köcheln lassen. Würste, Rippchen und Kasseler jedoch nach ca. 15 Minuten erstmal wieder herausnehmen. Wenn man Trockenfleisch hat, kann man es jetzt auch hinzufügen.

 

Nach den 30-40 Minuten Kochzeit die schwarzen Bohnen hinzugeben und alles weitere 60 Minuten bei geringer Hitze köcheln lassen. Wenn die Bohnen dann schon leicht weich sind, 2-3 Kellen Bohnen mit etwas Kochsud aus dem Topf entnehmen und in einem separaten Gefäß zerdrücken. Dann alles wieder in den Topf geben, so wird die Feijoada etwas sämiger. Die zuvor herausgenommenen Fleischarten in mittelgroße Teile, die Würste in ca. 2 cm dicke Scheiben schneiden und wieder zur Feijoada geben. Den Schweinefuß herausnehmen. Den Eintopf mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit Reis servieren.

 

Feijoada ist das traditionelle Nationalgericht in Brasilien. Serviert wird es üblicherweise mit weißem Reis. Zusätzlich kann die Feijoada auf dem Teller zudem mit Orangenscheiben, Maniokmehl (farinha de mandioca) und/oder einer pikanten Sauce (pimenta Malagueta) verfeinert werden. Die hier beschriebene Version entspricht einer echten Feijoada, die natürlich in jedem Haus durch einige kleine geschmackliche Vorlieben variiert.

 

Das geröstete Maniokmehl über alles drüberstreuen... ähnlich verwenden wie Parmesan auf Spaghetti... ich matsche es immer gern in die Soße von den Bohnen :D

für alle Vegetarier: einfach das Fleisch weglassen und etwas Raucharoma dazu ;)

 

Kohl zur Feijoada

 

1 Couve Mineira (als Ersatz: Brokkoli, Blumenkohlblätter, Kohlrabiblätter), 1 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen, 2 Essl. Öl, Salz, Pfeffer

Die Rippen der gewaschenen Kohlblätter entfernen, jeweils einige Blätter zusammenrollen und den Kohl mit einem sehr scharfen Messer oder einer Hobel in sehr feine Streifen schneiden.

Zwiebeln und Knoblauch in heissem Öl anbraten, den Kohl Hineingeben und etwa 5 bis 6 Minuten anbraten - nicht länger, damit die dunkelgrüne Farbe des Kohls erhalten bleibt. Salzen und pfeffern

 

Und der Reis zur Feijoada

 

Salho ist eine Zusammenschreibung (fester Ausdruck in Brasilien) von Sal (=Salz) und Alho (=Knoblauch). 

Auf 500 g Reis (1 Beutel Langkornreis parboiled) kommen ca. 2 flache TL Salz und 2 dickere Zehen Knoblauch, die in einem Holzmörser (der natürlich nur noch für Salho verwendet wird) zermanscht werden bis eine regelrechte Paste entsteht. 

Diese wird erst im Kochtopf in Olivenöl angeschwitzt, bevor der ungegarte (und ungewaschene) Reis hinzu kommt, dem man etwas Farbe gönnt bevor man 1 L Wasser drauf gibt. Wenn's kocht, Deckel drauf, Herd aus und so lange auf der Platte stehen lassen, bis der Reis fertig ist (feste Zeiten kann man nicht nennen, kommt auf den Reis an, die Wärmespeicherkapazität des Herdes, die Luftfeuchtigkeit, die Mondphase ...).
 

Viel Spaß beim Kochen!


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